„Es gibt nur eine falsche
Sicht der Dinge:
der Glaube, meine Sicht
sei die einzig Richtige.“
Nagarjuna[1]
Die Aula der Schule Marli ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Auf der Bühne stehen Jungen und Mädchen, welche strahlend ihre Urkunden in den Händen halten. Ab jetzt dürfen sie sich offiziell Konfliktlotsen nennen. Ein Schulhalbjahr haben sie daraufhin gearbeitet Schülerinnen und Schüler bei der Klärung von Konflikten zu unterstützen. Unterrichtet und angeleitet wurden sie dabei durch die Sonderpädagogin Fr. Wolf und den Schulsozialarbeiter Hr. Altenburg.
Szenenwechsel:
An einem folgenden Donnerstagmittag sitzen die gleichen Mädchen und Jungen im Konfliktlotsenraum der Schule und antworten auf ihnen gestellte Fragen. Aus ihren Antworten wurde dieser Beitrag zusammengestellt. Er dient sowohl der Vorstellung der Konfliktlotsen, als auch ihrer Arbeit an der Schule und soll auf das Herzstück ihrer Tätigkeit, dem Konfliktklärungsgespräch aufmerksam machen.
Was tun Konfliktlotsen?
Wir Konfliktlotsen arbeiten an unserer Schule dafür, dass es weniger Konflikte gibt und diese besser gelöst werden können. Wir helfen Kindern dabei ihre Konflikte zu klären, indem wir uns die unterschiedlichen Perspektiven anhören und das Gespräch zwischen den Streitenden fördern. Wir sind unparteiisch und lösen die Konflikte nicht, sondern geben Tips zur Klärung. Wir gehen jeden Tag zu zweit auf dem Schulhof mit einer gut sichtbaren Weste umher und sprechen Kinder an, die sich streiten.
Wir bieten ihnen an, den Streit mit ihnen gemeinsam zu klären. Dazu wird ein Termin vereinbart. Erstmal am Dienstag und am Donnerstag stehen wir Kindern für Konfliktklärungs-
gespräche zur Verfügung. Die Gespräche führen wir auch zu zweit. Wann welches Team auf dem Schulhof ist oder Gespräche führt ist an der Tür unseres Konfliktlotsenraums oder an der Pinnwand gegenüber dem Lehrerzimmer zu sehen.
Manchmal werden Kinder von den Lehrkräften zu uns geschickt. Dann müssen wir ihnen eine wichtige Frage stellen. Die Frage lautet, ob sie den Konflikt klären wollen, denn wenn nicht können wir nichts für sie tun. Wir können sie ja nicht zwingen ihren Konflikt zu klären.
Es gibt auch Kinder die meinen das die Konfliktlotsen und ihre Arbeit gar nichts bringen.
Manchmal werden wir Konfliktlotsen beleidigt, obwohl wir den anderen Kindern nur helfen und nicht beschimpft werden wollen. Das gefällt uns überhaupt nicht.
Wie seid Ihr Konfliktlotsen geworden?
Verweis auf einen früheren Beitrag zu den Konfliktlotsen:
Es begann damit, dass wir eine Bewerbung schreiben mussten und gehofft haben, dass wir ausgewählt werden. Frau Wolf und Herr Altenburg haben dann Kinder ausgewählt und diese zu Konfliktlotsen ausgebildet. Wir haben uns jeden Donnerstag zur Ausbildung in unserem Raum getroffen. Dort haben wir z. B. über Gesprächsregeln und Konfliktlösung gesprochen.
Wir haben während der Ausbildung ein kleines Heft bekommen, welches uns hilft den Streit zu klären. Dieses Heft hilft uns im Gespräch dabei, dass wir nichts vergessen. In ihm sind z. B. die Phasen des Konfliktklärungsgesprächs, Hinweise und Hilfsfragen enthalten. Während der Ausbildung gab es immer wieder Rollenspiele. Manchmal haben Frau Wolf und Herr Altenburg gespielt, wir haben beobachtet und dann haben wir über das gesprochen was wir gesehen und gehört haben. Ganz oft haben wir auch gespielt um das zu üben was wir gelernt haben. Diese Rollenspiele haben wir so gemacht, als ob es ein echter Streit wäre. Dabei hat ein Team die streitenden Kinder gespielt und ein Team hat die Konfliktlotsen gespielt. Nach dem Rollenspiel haben wir darüber gesprochen was gut war und woran wir noch arbeiten werden.
Die Konfliktlotsen AG besteht aus 12 Kindern und 2 Erwachsenen. Unsere Arbeit ist sehr wichtig, damit es nicht so viele Streits gibt bzw. damit diese schneller geklärt werden können.
Ablauf der Konfliktklärung:
Nachdem wir die Kinder, die sich streiten begrüßt haben setzen wir uns an unseren runden Tisch und fragen wir ob sie den Konflikt klären wollen. Dann erklären wir ihnen die Regeln für das Gespräch.
Wir schreiben bei der Konfliktklärung immer ein Protokoll. Dieses hilft uns, dass wir uns bei einem Nachtreffen daran erinnern können worum es ging und welche Vereinbarungen getroffen wurden. Anschließend lassen wir die Kinder erzählen was passiert ist und stellen Fragen dazu, welche uns helfen das Geschehene nachzuvollziehen. Bei den Gesprächen ist immer Frau Wolf oder Herr Altenburg dabei.
Danach können die betroffenen Kinder Ideen zur Klärung des Konfliktes äußern und wir unterstützen sie dabei sich auf eine Idee zu einigen. Wenn die Streitenden selber keine Idee haben, dann haben wir als Konfliktlotsen eine Liste mit Anregungen/ Vorschlägen zur Klärung. Wenn sich die Kinder auf eine Lösung geeinigt haben schreiben wir diese ins Protokoll, anschließend unterschreiben alle und wir verabschieden uns dann. Manchmal machen wir auch noch ein Nachtreffen um zu schauen ob sie sich an die Vereinbarungen halten.
Schülerinnen und Schüler der Konfliktlotsen AG
B. Wolf
R. Altenburg
[1] (Quelle: https://www.mediation-wenz.de/blog/2015/12/27/meine-zehn-motivierendsten-konfliktzitate/; Aufrufdatum: 19.03.2019)