Anfang Juni fiel für die Konfliktlotsen* der Schule Marli an einem Freitagvormittag der reguläre Unterricht aus. Gemeinsam mit Hr. Altenburg und der Mutter eines Konfliktlotsen ging es zu Fuß von der Schule zum Verwaltungszentrum in der Kronsforder Allee.
Bei strahlendem Sonnenschein brachten wir den Weg hinter uns und mischten uns dort unter die Vertreterinnen und Vertreter der anderen Schulen. Die einen frühstückten gemeinsam, während andere den vorhandenen Spielplatz nutzten. Kurze Zeit später ging es los.
Hierzu fanden sich alle in einem großen Kreis ein, die Anwesenden wurden begrüßt und anschließend wurde Zublinzeln gespielt. Hierbei steht die Hälfte der teilnehmenden Personen in einem Kreis. Die andere Hälfte kniet vor den Stehenden. Vor einer stehenden Person gibt es eine Lücke und um diese zu füllen blinzelt die Person einer knieenden Person zu. Wird die angeblinzelte Person nicht von der Person hinter sich aufgehalten, begibt sie sich direkt auf ihren neuen Platz und das Spiel beginnt von vorne. Mithilfe dieses Spieles gelang es innerhalb kurzer Zeit die Schülerinnen und Schüler zu durchmischen und erste Kontakte anzubahnen.
Später begaben wir uns in den großen Konferenzraum im obersten Geschoß des Gebäudes. Hier trafen wir nun auch Frau Wolf, welche zuvor mit anderen Aufgaben betraut war.
Konfliktlotsinnen und Konfliktlotsen von verschiedenen Schulen stellten nun ihre Arbeit bzw. Ausschnitte aus ihrer Arbeit vor.
So wurde z. b. die Wolfsprache bzw. die Giraffensprache aus dem Konzept gewaltfreien Kommunikation von M. Rosenberg vorgestellt. „Marshall Rosenberg, der die GFK [die Gewaltfreie Kommunikation, Anmerk. d. V.] entwickelt hat, verbindet mit diesen beiden Tieren die gewaltvolle und gewaltfreie Sprache. Das heißt, der Wolf mit seinen spitzen Zähnen ist ein Sinnbild für denjenigen, der mit seiner Sprache zubeißt und den anderen damit verletzt. Die Giraffe hingegen hat mit ihrem langen Hals einen wunderbaren Überblick über die Situation und kann von oben alles überblicken. Zusätzlich hat sie ein großes, leistungsstarkes Herz.“ (vgl. Lorenz, 2019)
Weitere Schülerinnen und Schüler stellten das Eisbergmodell vor.
„Das Modell geht davon aus, dass ähnlich wie bei einem Eisberg nur ein kleiner Teil der Botschaft, nämlich 20%, direkt wahrnehmbar sind. In diesen 20% sind Sachinformationen enthalten: Zahlen, Daten und Fakten. Der weitaus größere Teil, die restlichen 80%, werden jedoch versteckt auf der Beziehungsebene übertragen. Diese Informationen ergänzen die Informationen der Sachebene und beeinflussen so die Botschaft. Auf der Beziehungsebene geht es häufig um Stimmungen, Gefühle und Wertvorstellungen, die durch Mimik, Gestik oder den Tonfall übertragen werden. Durch den hohen Anteil an Kommunikation, der auf der Beziehungsebene übertragen wird, besteht ein hohes Risiko für Konflikte und Missverständnisse. Sobald es Störungen auf der Beziehungsebene gibt, wirken sich diese nämlich auch auf die Sachebene aus.“ (vgl. Blumenau, 2016)
Mehrfach wurde der Ablauf von Konfliktmoderationsgesprächen vorgestellt. Diese ähnelten sich weitgehend. Es konnten im Detail jedoch auch Unterschiede beobachtet werden. So legte eine Gruppe von Konfliktlotsen* wert darauf, dass die Streitenden innerhalb des Gesprächs ihre Rollen tauschten um sich besser in die jeweils andere Person hinein-versetzen zu können.
Eine Schule stellte Ihren Streitschlichterbaum vor, welche unterschiedliche Funktionen hat. Die Schülerinnen und Schüler dieser Schule können an diesen Baum gebastelte Blütenblätter hängen mit Wünschen für eine friedliche Schule. Darüberhinaus wird der Baum genutzt um aktuelle Themen der Streitschlichter sichtbar zu machen z. B. die Auseinandersetzung mit Gefühlen, wie sich Streitschlichter verhalten sollen, etc.
Die Schülerinnen und Schüler tauschten sich z. B. über SÄM (3 schrittige Ärgermitteilung) aus.
„Die Abkürzung SÄM steht für die 3-schrittige-Ärger-Mitteilung. Der Daumen, der Zeige- und der Mittelfinger helfen bei der Aufzählung. Die Kinder benennen die Tat (Daumen), die Art der Verletzung (Zeigefinger) und ihren Wunsch an den anderen (Mittelfinger). Die Satzanfänge „Du hast…“ für die Benennung der Tat, „Das hat mir/mich…“ für die Art der Verletzung und „Ich wünsche mir von dir, dass…“ für den Wunsch geben die Struktur vor.“ (vgl. Brüggmann, Streichert)
Die Verbindlichkeit der Übernahme von Konfliktlotsenaufgaben und die Erinnerung an diese war genauso Thema wie die Ausstattung der Räumlichkeiten für die Konfliktlotsinnen und Lotsen. Die Kinder berichteten rege von ihren Ansichten, Erfahrungen und Wünschen. Mitten in diesem Austausch gab es dann das Signal, dass sich der Kongress dem Ende nähere und es Zeit wurde sich zu verabschieden.
Zum Abschluss erhielten die Konfliktlotsen* eine Urkunde und machten sich auf den Heimweg, auf welchem Einstimmigkeit darüber herrschte, dass es ein anregender und toller Vormittag und der Spaß nicht zu kurz gekommen sei.
R. Altenburg
Quellennachweis:
- Susanne Lorenz, https://wirksam-kommunizieren.de/artikel-3-von-7-vier-schritten-vom-wolf-zur-giraffe/; Aufrufdatum: 29.07.2019
- Dr. Alexander Blumenau, https://projekte-leicht-gemacht.de/blog/pm-methoden-erklaert/das-eisbergmodell/; Aufrufdatum: 29.07.2019
- Brüggmann, Streichert, /https://www.ggs-stjuergen.de/grundschule/gewaltpraevention.html; Aufrufdatum: 29.07.2019